Von Kunst oder dem Soul-striptease:

German/Deutsch:

Kunst, egal in welcher Form, erfordert Mut. Verdammt viel Mut. Es ist das, was ich einen Soul-striptease bzw. Seelen-striptease nenne. Man lässt jemand anderen in einen Teil seiner eigenen Gedanken bzw. Psyche hinein. Und das kann verfickt viel Angst machen.

Ironischerweise hat man nicht selten mehr Angst vor den Reaktionen seiner Freunde und Familie als vor denen von vollkommen fremder Leute. Erstens, weil zwischen einem selbst und jemand Fremden keine emotionale Bindung besteht. Aber vor allem, weil man befürchtet von seinen engsten Vertrauten anders bzw. negativ gesehen zu werden, sobald man sie ungefiltert teilhaben lässt an dem, was man tut.

Der Grund dafür ist einfach: Die Angst, ausgeschlossen zu werden. Nicht mehr akzeptiert zu sein. Diese Angst ist tief in der menschlichen Psyche verwurzelt. Unsere Vorfahren waren abhängig von der Gruppe und tanzte man aus der Reihe und wurde ausgeschlossen, kam das einem so gut wie sicherem Todesurteil gleich. Zwar wissen wir das wir längst nicht mehr unter diesen Bedingungen leben, die Angst ist aber geblieben, unabhängig in welchem Bereich man arbeitet.

Allein das hier, diesen Blogbeitrag zu schreiben, erfordert einiges an Mut von mir. „Was werden die Leute über meine Wortwahl denken?“, „Vielleicht sollte ich nicht in meinen Texten keine Schimpfwörter benutzen…“, „Ist das auch gut genug?“, „Wer bin ich schon so etwas zu schreiben und anderen Rat zu geben?“…

Meiner (jüngsten) Erfahrung nach reagieren die meisten aber positiv auf das, was man macht. Zum Beispiel habe ich letztes Jahr an einem Schreibwettbewerb teilgenommen und hatte einige Kopien meines Buchs übrig, die ich an meine Freunde verschenkt habe. Und ja klar war ich nervös. Aber das meiste Feedback war echt positiv. Außerdem denke ich das es für andere Menschen erst begreifbar wird, was man tut, wenn man es ihnen einfach zeigt. Unter: „Ich schreibe ein Buch.“ oder „Ich male.“ kann man sich alles und nichts vorstellen. Außerdem… wenn man jemanden, dem man vertraut zeigt, woran man arbeitet und die Dynamik zwischen einem selbst und ihnen verändert sich massiv zum schlechten und die Person scheint nicht mehr imstande einen so zu sehen wie vorher ist es fraglich, ob man so jemanden in seinem Leben braucht.

Also bitte, bitte, BITTE: Zeigt was ihr macht, auch wenn es schwer ist. Ja klar man wird in einem anderen Licht dastehen. Aber wer sagt denn, das es ein schlechtes ist? Vielleicht sehen die anderen (deine Liebsten und Fremde) einen einfach mal wie man ist und feiern das.

Und falls hier ein „Nicht-Kreativer“ (ja, ich setzte das in Anführungszeichen, weil ich denke, dass man nicht im Kreativsektor sein muss, um kreativ zu sein) über diesen Post gestolpert ist: Bitte habt etwas Geduld mit uns. Pusht uns nicht zu sehr. Es ist eine fucking scary Sache, sich so ungefiltert zu zeigen. Denn unsere Kunst ist ein Teil von uns selbst.

Und ansonsten? Guten Soul-striptease!

Of art or the soul-striptease:

English:

Art, in whatever form, requires courage. A hell of a lot of courage. It’s what I call a soul-striptease. You let someone else into a part of your own thoughts and psyche. And that can be fucking terrifying.

Ironically, more often than not we are more afraid of the reactions of our friends and family than of those of complete strangers. Firstly, because there is no emotional connection between you and a stranger. But above all because we fear to be seen differently (or negatively) by those closest to us as soon as we allow them to behold what we do in an unfiltered way.

The reason for this is simple: The fear of being excluded, of no longer being accepted. This fear is deeply rooted in the human psyche. Our ancestors were dependent on the group and if you stepped out of line and were excluded, it was almost certainly a death sentence. Although we know that we no longer live under these circumstances, the fear remains, regardless of the field in which we work.

Writing this blog post alone takes a lot of courage on my part. „What will people think of my choice of words?“, „Maybe I shouldn’t use swear words in my writing…“, „Is this good enough?“, „Who am I to write something like this and give advice to others?“…

In my (recent) experience, however, most people react positively to what you do. For example, last year I took part in a writing competition and had a few copies of my book left over, which I gave away to my friends. And yes, of course I was nervous. But most of the feedback was really positive. I also think that other people only realise what you’re doing when you simply show it to them. Under: „I write a book.“ or „I paint.“ you can imagine everything and nothing. Besides… if you show someone you trust what you’re working on and the dynamic between you and them changes massively for the worse and the person no longer seems able to see you the way they did before, it’s questionable whether you need someone like that in your life.

So please, please, PLEASE: Show what you do, even if it’s difficult. Yes, of course you will be seen in a different light. But who says it’s a bad one? Maybe others (your loved ones and strangers) will just see you for who you are and celebrate that.

And if a „non-creative“ (yes, I put that in inverted commas because I don’t think you have to be in the creative sector to be creative) has stumbled across this post: please bear with us. Don’t push us too hard. It’s a fucking scary thing to show ourselves so unfiltered. Because our art is a part of ourselves.

And apart from that? Good soul-striptease!


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